Karlsruuuuhhhhh

Offtopic und dummes Gelaber

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Nico
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Karlsruuuuhhhhh

Beitrag von Nico »

Tja, was gibt es zu berichten aus einer Stadt, die angeblich dadurch entstanden ist, daß König Soundso in einem Wald nächtigte und davon träumte an genau dieser Stelle eine Stadt zu bauen?
Nun, fangen wir mal so an: vielleicht hätte er nicht so schwer essen sollen, dann wäre der Menschheit vielleicht einiges erspart geblieben. Der Verrückte hat es durchgezogen.

Es gibt viele verschiedene Namen für Karlsruhe: "Fächerstadt" wird sie genannt, angeblich deshalb, weil sie einen so unfaßbar verkehrsfeindlichen Grundriß hat: die Hauptstraßen gehen vom Schloß in alle Himmelsrichtungen aus. Dummerweise sind aber die Querverbindungen vergessen worden, so daß der Straßenverkehr in Karlsruhe sich gelegentlich schwierig gestaltet - am Anfang verfährt man sich ständig, weil der Grundriß so ungewohnt und sagenhaft unpraktisch ist.
Der wahre Grund für den Begriff "Fächerstadt" ist jedoch, daß man sich im Sommer in Karlsruhe oft einen Fächer wünscht, denn die schwüle Hitze ist kaum zu ertragen. Noch vor achtzig Jahren gab es in der Gegend Malaria, heute gibt es immer noch jede Menge Mücken, schwüle Hitze und Badener, deren bei Norddeutschen Übelkeit und Impotenz hervorrufender Dialekt auf ein langsames Zerkochen des Kleinhirns zurückzuführen sein soll, so jedenfalls eine Studie der Universität Stuttgart.
Aber zurück zum Verkehr: in Karlsruhe ist das Fahren mit Autos jeglicher Bauart noch nicht ganz verboten, aber offensichtlich vollkommen unerwünscht - ausgenommen die in dritter Reihe parkenden Paketdienste. Besucher aus zivilisierten Regionen der Erde reiben sich ungläubig die Augen wenn man beteuert, daß nicht etwa die Grünen hier eine solide Mehrheit im Rathaus haben, sondern die CDU. Die Grünen könnten es nicht besser: die Straßenbahn hat grundsätzlich Vorfahrt, und das kann zum Beispiel in der Nähe des Hauptbahnhofs schon mal zwei, drei Ampelphasen Stillstand bedeuten wenn zwei oder drei Straßenbahnen im Stil der vielzitierten "badischen Gemütlichkeit" mehr als gemächlich über die Kreuzungen rollen, hier und da ein Schwätzchen miteinander halten, vielleicht noch einen Tropfen badischen Essig (hier Wein genannt) trinken und dann irgendwann einmal die Bahn freigeben. Wirklich dumm wird es aber für den Autofahrer wenn sich eine der etwa 840.000 Politessen der weltoffenen, mondänen Metropole gerade in seiner Nähe tummeln und ihm beim Anhalten an der roten Ampel im Akkord Strafzettel verpassen. Wer es nicht glaubt möge es ausprobieren: einfach mal an einer Parkuhr stehenbleiben und nichts einwerfen. Ähnlich wie bei einem Tier, das aus Versehen in einen von Piranhas verseuchten Fluß fällt, wird das stolze Gefährt innerhalb von Sekunden von einem Bündel Politessen umschwirrt und vollständig mit Strafzetteln zugedeckt. Man wollte doch nur ein paar Brötchen holen, und schon ist man ein Schwerverbrecher. Falschparken wird in Karlsruhe schwer bestraft, wahrscheinlich, weil es eine Mißachtung der zahlreichen, völlig überteuerten Parkhäuser darstellt.
Aber auch hier gibt es Trost für den Autofahrer: mit der Straßenbahn fährt man in Karlsruhe teurer als mit der U-Bahn in Köln, der Tube in London und der Sub in New York. Dafür kommt man aber beileibe nicht überall hin und ist ohnehin auf's Auto angewiesen. Davon abgesehen ist ein Besuch der Innenstadt nach Feierabend ohnehin witzlos, denn die Ladenbesitzer habe überwiegend noch nicht zur Kenntnis genommen, daß sie auch nach 18 Uhr ihre Türen öffnen dürfen, um das spärliche Angebot zu präsentieren. Nur böse Zungen meinen, daß sie dann trotzdem nicht öffnen würden, aber das ist nur ein Gerücht.

Immerhin: in Karlsruhe gibt es viel Geld - unseres. Als Sitz des Bundesverfassungsgerichts und zahlreicher anderer steuerfinanzierter Behörden wird Karlsruhe durch recht viel Polizei bewacht, mit Steuergeldern werden allerlei Prunkprojekte, die dem Bürger nichts nützen, finanziert, und man kann sich sicher sein, daß Karlsruhe sich sogar dann noch auf unsere Kosten feiern würde wenn der liebe Herrgott es in einem Anfall von Korrekturwut durch eine Sintflut verwüstete. Das könnte auch damit zu tun haben, daß den Badenern bislang niemand mitgeteilt hat, daß in Deutschland und speziell auch Baden (bei Deutschland fühlt man sich noch nicht angesprochen) und sogar in den dunklen, tiefen und unglaublich öden Schluchten des Schwarzwaldes die Monarchie abgeschafft wurde. Bislang denkt der Durchschnittsbadner noch, daß er der Obrigkeit zudiensten sein muß, und dementsprechend stark ausgeprägt sind Zivilcourage, Toleranz, Risikobereitschaft und die Bereitschaft auch mal etwas ganz anderes auszuprobieren. Also feiert man mit, außerdem gibt's was zu trinken, weisch!
Ein weiterer Name für die Provinzmetropole und ihr ausgesprochen ländliches Umfeld lautet "Technologieregion Karlsruhe". Nun, das ist etwa so peinlich als würde man Dolly Buster als "Silicon Valley" bezeichnen, denn Karlsruhe hat zwar eine Universität, ein Forschungszentrum, "Web.de" und ein paar andere Internetfirmen sind hier ansässig, aber was schlichtweg fehlt ist die dazu passende Atmosphäre: wie wäre es, wenn Bill Gates in einer Ansprache Worte wie "Hajo, weisch" oder auch "Alla gut" schön badisch gedehnt einflechten würde? Richtig, alle würden sagen: der ist so lahmarschig, mit dem wird es nichts werden. Hier übergeht man derartige Einwände, gibt sich dem nächsten badischen Gelage (meist Fett mit Fett) hin und kübelt bedenkliche Mengen Alkohol, um den Dialekt beizubehalten.

In diesem Jahr wurde Karlsruhe von einer ebenfalls noch an die Monarchie und die Obrigkeit glaubenden Obrigkeit mit peinlichen Plakaten zugepflastert. Sie tragen den Text "Karlsruhe muß Hauptstadt werden". Nun, manche werden das Kleingedruckte nicht richtig lesen, denn gemeint ist der Titel "Europäische Kulturhauptstadt 2010". Das ist ebenso peinlich, denn so wenig wie Karlsruhe als Bundeshauptstadt mit Berlin konkurrieren könnte so wenig ist es eine "Kulturhauptstadt". Marktflecken wie Bielefeld oder Rotenburg an der Wümme laufen der Hauptstadt der badischen Gemütlichkeit locker den Rang ab, zum Glück hat sich aber auch Görlitz beworben, so daß Karlsruhe noch Chancen eingeräumt werden, nicht den letzten Platz zu belegen. Das kulturelle Angebot besteht in Karlsruhe aus diversen Museen, ein paar Kinos, Dönerbuden, Revival-Band-Konzerten, steuerfinanzierter Klassik, dem ewig dahinsiechenden KSC (Verein zur Förderung einer fußballähnlichen Meditationsform) und dem Theater Badisch Bühn mit dem Programm "Numme net uffrege".
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

hm...find ich etwas schwach....und habe mich schon so über nen lustigen Text gefreut mit dem ich die Kollegen ärgern kann...konnte aber selbst kaum lachen drüber :(
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